Wanderungen La haute traversée des Pyrénées, Editorial |
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„Pyrenäen“ das war so eine rostrote Sache auf der sonst grünen und schwarzen Karte, darin ein paar Bergkleckse standen, rechts und links gefiel sich die Karte in Blau, das war das Meer...
Kurt Tucholsky |
Es gibt gewisse Namen, die es in sich haben. Scheinbar ohne beson-deren Grund setzen sie unser „Inneres“ in Bewegung. Leicht wie eine Flaumfeder hebt in uns eine Freude an, die das Herz erbeben lässt. Unsere Gedanken beginnen zu kreisen und zu fliegen. Wohin? Dorthin, wo der Name einem Widerhall gleich Erinnerungen wachruft und das Verlangen nach einem Wiedersehen oder Wiedererleben weckt. Dorthin, wo bei einem früheren Vorbeigehen starke Eindrücke Spuren hinterlassen haben. |
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„Pyrenäen“ kann ein solcher Name sein, der, kaum gehört, in uns eine Kette von Assozia- tionen auslöst, ohne dass wir es uns recht erklären können. Andere Namen schliessen sich an, Gavarnie, Ordesa, Cannigou, Mont Perdu, Pic du Midi d’Ossau, Espelungère, Estoubé, Carlit und andere mehr. Alle sind verbunden mit der Erinnerung an schöne Tage, starke Stunden, Freundschaften. Was begründet die sanfte Erregung, die Anziehung, welche der Name „Pyrenäen“ in uns auslöst? |
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Sind es die tausend Täler, die sich vom Atlantik zum Mittelmeer aneinander reihen? Die unzähligen Seen, Bäche, Wasserfälle, die dem Wanderer begegnen? Die Millionen von blauen Schwertlilien und anderen Blumen, welche die Wiesen schmücken? Die riesigen Pferde- oder Schafherden auf den Weiden? Es könnte auch das helle Licht sein, das die Konturen der Berge scharf zeichnet, oder die linden Lüfte eines warmen Abends, die uns träumen lassen. Man weiss es nicht genau, was hier am meisten anzieht, so vielfältig ist das Angebot der weitgehend wenig berührten Landschaften. |
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Es ist einfach so: Wer einmal in den Pyrenäen war, Augen, Ohren und Herz für den Empfang der mannigfachen Eindrücke offen hielt, setzt sich der Gefahr aus, vom „Virus“ befallen zu werden, der bei jeder Gelegenheit das unwiderstehliche Verlangen nach einem erneuten Wiedersehen weckt. Wie eine sanfte Droge. Daniel Zürcher |